Wie wir so dasitzen, nimmt der Wind langsam, aber stetig zu. Die ersten Straßenabsperrungen aus Kunststoff wandern unkontrolliert umher. Die Jacke bleibt nicht auf dem Sitz liegen und wir schauen, dass wir weiterkommen.
Noch ist es trocken, auch wenn sich der Himmel immer weiter zu zieht. Die Temperaturen sinken und wir überlegen jetzt schon die Regenkombi anzuziehen, entscheiden uns aber dagegen, da die Route in die Richtung verläuft, in der es heller wird. Also rauf auf die Bikes und los.
Knappe 115 Kilometer haben wir noch vor uns. So in einer Stunde wollen wir schauen, ob Campingplatz oder lieber doch ein Hotel. Die Straße nennt sich Route de Col und ist als eine der vierten Kategorie bezeichnet. Wunderbar durch Schluchten, an Berghängen entlang. Mal durch dichte Wälder, mal mit Weitblick.
Wir sind hier nun schon 30 Kilometer auf dieser Straße unterwegs und langsam kommt der Moment, bei dem man sich über die wenigen geraden Stücke freut, bei denen man nicht schalten muss.
Ständig zweiter, dritter, vierter, dritter, zweiter Gang und 2 Kurven weiter, das gleiche von vorne. Die längsten geraden Strecken sind vielleicht 200 m lang, ansonsten reiht sich hier Kurve an Kurve.
Iris ist froh, dass sie das Fahrsicherheitstraining gemacht hat, so dass sie die Strecke hier sogar ein wenig genießen kann. Dennoch merken wir beide, wie sich die Anstrengung auf die Konzentration auswirkt. Wir werden müde, irgendwie ist der Tag doch lang, und dabei haben wir erst vier Uhr.
Wir warten auf die Grenze, aber die gibt es hier scheinbar gar nicht mehr. Ein Bergpass, die eine Seite Französisch, die andere Spanisch. Kein Schild, kein Hinweis, nichts. Die Schilder sehen auf einmal anders aus, der Asphalt ebenso, also gilt es ein lautes "Welcome to Espania" in das Headset zu rufen.
An der Tanke freuen wir uns über einen Preis von 1,85 € für den Liter Sprit. Schnell voll machen und dann die letzten 40 Kilometer zum Hotel. Noch ein schneller Blick auf das Regenradar und wir entscheiden uns dazu die Regenkombi anzuziehen. Besser zu früh als zu spät.
Schon beim Anziehen fallen die ersten Tropfen, nicht viel, aber sie sind da. Ich wechsle ständig zwischen Ärgern über das Schwitzen und Freuen, dass es nicht so dolle regnet, jedoch siegt die Freude.
Noch 4,2 Kilometer und es geht links eine kleine Straße bergauf. Das Hotel, welches wir ausgesucht haben, liegt irgendwo auf 1.300 m, mitten in den Bergen. Als wir ankommen fallen immer noch nur einzelne Tropfen, kein richtiger Regen. Das hält allerdings auch nur, bis wir die Taschen und Koffer holen, dann fängt es richtig an zu regnen.