I'm dancing in the rain, ein Tag der fast ins Wasser fiel.

Eigentlich kann so ein bisschen Regen uns nichts anhaben, aber heute war es grenzwertig

Nachdem gestern Abend klar war, dass es heute regnen soll, ist eigentlich Transit angesagt. Bis zum derzeit geplantem südlichsten Punkt der Reise in Spanien sind es noch gut 550 Km. Also wollen wir gute 350 km fahren und dann am Meer chillen. Schnellste Route, dass wären gute 5 Stunden Fahrzeit.

Als wir aufstehen ist es ruhig draußen, kein prasseln auf dem Dachfenster, kein Gewitter. Der erste Blick nach draußen, alles trocken. Da war scheinbar gar nichts mit Regen diese Nacht. Blöde Vorhersage, da wäre ein Campingplatz angenehmer und bestimmt auch kühler gewesen. Irgendwie bekamen wir die Luft im Appartement nicht abgekühlt.

Ich denke wir werden so 27 oder 28 °C diese Nacht gehabt haben. Selbst auf der Decke war es noch unangenehm. Es gab ein 1,40m breites französisches Bett, kuscheln ist ja schön, aber nicht bei den Temperaturen. Da wir eh alles mithatten, habe ich auf dem Feldbett geschlafen. Die Hoffnung war eher, dass es auch von unten abkühlt, aber leider war das nichts.

So gehe ich gegen 08:00 Uhr zum Bäcker die Straße herunter. Zwei Croissants, zwei Pain au Chocolat und ein Baguette. Also reichlich was fürs Frühstück und noch was für unterwegs.

Noch während wir packen, fängt es an zu regnen, aber nur ganz leicht. Ich mache mich sofort auf den Weg die Moppeds zum Eingang rauf zu holen, damit wir unter dem Vordach dann alles verstauen können.

Aber ich bin zu spät, unten beim ersten Mopped angekommen, fallen bereits dicke Tropfen. Ich ohne Helm und sonst was, nur Bikehose und Stiefel an, tropfnass, als beide Bikes oben stehen.

Der Plan sah irgendwie anders aus. Naja, so nun alles verzurren, dann die Regenkombi an und wir können los. Als wir die letzten Sachen anziehen fängt es so richtig an. Ein regelrechter Sturzregen, der da runterkommt.

Wir überlegen, warten oder doch fahren? Was denn nun? Wir entscheiden uns zu fahren, Spaß ist was anderes aber wir wollen weiterkommen. Durch das Dorf hindurch plästert es noch ordentlich, 10 Minuten später ist es ein normaler Landregen. Die Straße ist breit, wenig Verkehr und wir kommen schnell vorwärts.

Nach etwas über einer Stunde hat es fast aufgehört zu regnen, man kann sogar die Landschaft wieder erkennen. Hügel und Wälder zeichnen sich langsam von dem Grau in Grau ab. Sogar Farben kommen wieder zum Vorschein.

Wir sind hier mitten im Land der Walnüsse gelandet. Eine Plantage neben der anderen, kilometerweit, es hat echt lange gedauert, bis wir gemerkt haben, was da auf den Plantagen wächst. Was will man bloß mit so vielen Walnüssen? Öl machen, oder wo kommen die noch rein?

Langsam hört der Regen auf. Wir ziehen die Jacken aus, lassen die Hosen aber noch an. Die bekommen wir so schnell nicht über, wenn es wieder anfängt. Die Landschaft ist toll, man hat wieder was zu gucken und die Zeit vergeht auch wie im Flug.

Irgendwann werden die Straßen größer, breiter, immer mehr Verkehr. Nee, so geht das nicht, Transit hin oder her, Spaß darf da schon noch dabei sein. Also das Navi von schnellster Route ohne Autobahn auf Garmin Adventure umgestellt. Ein paar Kilometer weiter zeigen sich die ersten Erfolge, kleinere Straßen, Dörfer anstatt Städte, die Laune wird wieder besser.

Zwischendurch kommt sogar die Sonne raus. Das Fahren macht echt wieder Spaß. So macht Roadtrip Laune. Kurz nach Mittag merken wir, dass es wieder spät werden könnte, also muss ein anderes Ziel her.

Die Suche dauert wieder ewig, wobei es eher das Übertragen auf das Navi ist, weil es keine Adressen übernimmt. Die Zeit, die wir hier mit der Elektronik verplempert haben, hätten wir auch fahren können. Es bleibt dabei, neues Ziel, dennoch spät.

Als wir auf einer schönen, mittelgroßen Straße unterwegs sind, sehen wir am Horizont wieder dicke Regenwolken. Laut Routenplanung sollte das passen, einmal um die Wolke drum herum. Ein paar Tropfen werden uns wohl erwischen, aber nichts Schlimmes. So kommen wir noch zwei oder drei Mal ungeschoren davon.

Eine weitere Wolkenfront zeigt sich, aber hier werden wir keine Chance haben. Als wir unter einer Brücke drunter her fahren denke ich noch, ach das passt schon. Keinen Kilometer weiter stehen wir am Straßenrand und ziehen schnell die Regensachen wieder an. Ja, die Hose hatten wir unterwegs auch ausgezogen.

Die Tropfen werden immer dicker, wir versuchen immer schneller zu werden, mit dem Ergebnis, dass man sich beim Anziehen anstellt, wie ein 3-jähriges Kind im Kindergarten, wenn es nach Hause gehen muss.

Als wir endlich auf den Bikes sitzen, fängt es dann so richtig an. Teilweise 15 - 20 km/h bei 4 bis 5 cm Wasser auf der Straße. Ja ich weiß, dass Motorräder kein Aquaplaning haben können, oder erst sehr spät, dennoch Freude am Fahren haben wir keine. Wenigstens sind die Klamotten dicht, Schuhe, Hose, Helm und Jacke, nirgendwo kommt Wasser rein.

Außer die Handschuhe, die leichten Sommerdinger sind halt nicht dafür gemacht. Bei einer Wassertemperatur im Bereich eines Duschgangs, macht das aber auch nichts. Zwischendurch mal die Griffheizung an und alles ist gut.

Noch 17 Kilometer, dann sollen wir da sein. Laut Regenradar soll es da trocken sein. Vorstellen können wir uns das beide nicht. Noch 12 Kilometer als wir an einem Super U vorbeikommen. Abendessen holen steht noch an. Einzelne Tropfen kommen immer mal runter, aber nichts Dramatisches.

Auf dem Parkplatz treffen wir zwei Radreisende. Auf Englisch unterhalten wir uns über das heraufziehende Gewitter. Im Hintergrund blitzt und donnert es schon. Nach ein paar Minuten stellen wir fest, dass es für uns Deutsche einfacher und schneller ist, sich auf Deutsch zu unterhalten. Manchmal ist es echt seltsam, wie lange man braucht so etwas herauszufinden.

Während ich drinnen einkaufen gehe, studieren die drei da draußen die Vorhersage. Es zieht langsamer als erwartet und steht quasi auf der Stelle. Bis halb sieben soll es wohl noch dauern. Die beiden Radfahrer wollen das aussitzen, warten, bis es besser wird. Wir hingegen versuchen unser Glück bis zum Campingplatz.

Bis Kilometer 1,5 vor dem Platz regnet es immer noch. Als ich an der Rezeption absteige und uns anmelde, scheint die Sonne und es ist trocken. Einfach irre so etwas. Das Zelt im trockenen aufgebaut, schnell die Badehose an und ab ins Meer schwimmen gehen.

Auf der Karte steht, es soll nur 15 Minuten bis zum Wasser dauern. Wir denken uns nichts dabei, denn nach ein paar Metern sehen wir die Dünen, dann kann es nicht mehr weit sein. Dachten wir. Hier nördlich von Montepellier ist der Sandstrand bei Ebbe gute 800 m breit. Man läuft ewig, bis man wirklich schwimmen kann.

Iris steht die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben, nichts mit mal eben. Ich merke, dass irgendwas nicht stimmt. Dennoch gehe ich schwimmen, wenn man schon hier ist, sollte man das auch ausnutzen. Ich liebe es schwimmen zu gehen, überall und egal ob See oder Meer.

Als wir Kochen und Essen, platzt es aus Iris heraus, ihr ist das zu viel Stress, abends spät ankommen, keine oder kaum Zeit zum Relaxen. Wir reden drüber, denn geplant waren diese späten Ankünfte nicht.

Wir überlegen, wie es weitergehen soll. Patentrezepte für solche Reisen und vor allen die Etappen gibt es nicht. OK, die Etappen müssen definitiv kürzer werden und vielleicht auch einfach mal nicht auf dem Ziel beharren, sondern anhalten, wenn man keine Lust mehr hat.

Für morgen plane ich eine kurze Etappe, Spanien muss warten. Vielleicht schon um 4 am Platz sein, mal schauen, wie es wird.

PS: Unser Urlaubskilometerzähler steht jetzt bei 2.108 km. Vielleicht ist das der Grund, warum es einem so viel erscheint.