Ein Tag mit Höhen und Tiefen, eine Achterbahn der Emotionen

Es gibt Tage an denen man sich fragt, ob sich das Aufstehen überhaupt gelohnt hat.

Was für ein Tag. Ich weiß nicht, ob ich heulen soll oder mich freuen oder einfach nen großen Haken dahinter und mich lieber auf morgen freuen soll.

Nachdem ich abends noch echt Schiss hatte, ob die Isomatte hält, habe ich mich die Nacht doch recht sorglos drauf rumgewälzt.

Zum Hintergrund, wir waren bei Globetrotter, schauen, was es alles so Tolles gibt. Schlafsäcke, Isomatten, Feldbett und auch Zelte haben wir angeschaut und im ersten Stepp das Bett für Iris und die Isomatte für mich mitgenommen.

Zu Hause angekommen, alles ausgepackt und aufgebaut. Das Bett ist super, die Isomatte toll, zumindest bis ich mich darauf abgestützt habe und mit einem lauten Puff ein ca. 25 cm langer Riss in der Matte war.

Ich direkt nen dicken Hals, alles zusammengepackt und montags gleich wieder hin. Umtausch war problemlos, so einen Fehler hätten sie noch nie gesehen und die Isomatte würde eingeschickt werden. So weit so gut, denn Gewichtsbeschränkungen gibt es wohl keine bei Therm-a-Rest, intern prüft man wohl mit 250 kg. Und davon bin ich definitiv weit entfernt. Naja, die Matte hat hält, ist warm und saubequem.

Aber nun von erst einmal von vorne.

Gegen 07:35 Uhr werde ich wach, Iris ist schon am Handy. Geschlafen haben wir beide echt gut. Das Zelt ist gut belüftet und raschelt auch nicht im Wind. Lediglich bei Iris zog ein wenig die Kälte von unten hoch, da müssen wir uns noch was einfallen lassen, da scheint der Topper nicht zu reichen.

Kaffee machen, die ersten Sachen zusammenräumen, alles läuft wir immer. In Ruhe frühstücken, leckere Pfirsichmarmelade und Camembert auf frischem Baguette gibt es.

Ich denke das Zusammenräumen hat keine 30 Minuten gedauert und ich fand uns recht routiniert.

So, jetzt noch schnell schauen, wo es heute hingehen soll. Zwei Highlights hatte ich auf der Karte markiert, noch eben schnell aufs Navi übertragen und dann soll es losgehen.

Denkste, nichts macht das Drecksgerät. Gestern noch super die Adresse vom Campingplatz übertragen, heute geht nur Google Maps auf und will das Kommando übernhemen. Nach gut 25 Minuten ist das Gerät schon fast in der Luft, auf dem Weg in Richtung Mülltonne. Die manuelle Eingabe scheitert, er kennt die Straße nicht einmal, wo wir hinwollen.

Ich überlege mit Google Maps über Headset zu fahren, aber das mag ich irgendwie gar nicht. Meine Laune wird immer schlechter. Kurz bevor ich das Gerät wieder wegschmeißen will, versuche ich einfach die Koordinaten zu übertragen, und siehe da, klappt auf Anhieb.

Die ersten Kilometer bleibt das Headset aus, ich muss mich beruhigen. Immer wieder ermahne ich mich langsamer zu fahren, schließlich kann Iris nichts dafür.

Nachdem die ersten 15 Kilometer abgespult waren, ging es mit wieder besser. Sprechfunk an und fröhlich drauf los geplappert.

Erster Stopp war ein Aussichtspunkt, der Belvedere des 3 Lacs. Eigentlich sind es 4 Seen, aber die werden schon einen Grund haben es so zu nennen. Es war voll, der Parkplatz ist ausschließlich mit Wohnmobilen besetzt. So sind wir dann ein Stück weitergefahren, in der Hoffnung noch einen schönen Ausblick zum Bilder machen zu erhaschen.

Keine 2 Kilometer weiter, ein kleiner Parkplatz, komplett leer, also ran und mal schauen gehen. Von dem Parkplatz aus geht eine Verbindung zum Wanderweg und einem gesicherten Ausblick. Also, alles richtig gemacht. Unterwegs bestaunen wir ein Treffen und eine Ausfahrt eines Renault Alpine Clubs. 90 % der Fahrzeuge waren blau, der Rest von den Farben her wild verteilt. Ein tolles Auto, wenn auch nichts für meine Abmessungen.

So jetzt aber weiter, wir haben erst 52 Kilometer gemacht. Zweiter Stopp sollten ein paar Wasserfälle sein. Auf dem Weg dahin noch einen Kaffee und ein paar der herrlichen französischen Köstlichkeiten aus einer Patisserie genießen.

Als wir da so sitzen und schauen, wie es danach weiter gehen soll, fällt Iris auf, dass die Straße zu den Wasserfällen gesperrt ist. Und zwar seit heute Morgen. Wir sind quasi einem Tag zu spät dran.

Ok, somit fallen die Wasserfälle sprichwörtlich ins Wasser.

Der Campingplatz für heute Abend ist schnell ausgesucht, mit Tanken werden das noch so um die 165 km bis wir da sind. Unterwegs die Strecke und die Landschaft entschädigen für die entgangene Besichtigung des Wasserfalls.

Wir kommen aus dem Staunen nicht heraus. Schluchten wechseln sich mit Hochplateaus ab, dichte Wälder mit steinigen Wiesen mit Büschen. Die Augen und das Hirn sind ständig beschäftigt. Nicht nur mit dem Mopped fahren, auch damit die Eindrücke hier zu verarbeiten.

Gegen 17:40 Uhr kommen wir am Camping Municipal an. Als wir abbiegen sehen wir schon das geschlossene Tor. Ohhohh, die werden doch wohl nicht? Doch die haben die Saison beendet. Mitte September ist ein sehr dehnbarer Begriff.

So, was nun? Einen anderen Platz suchen? Ein B&B, oder Guesthouse? So wirklich viel ist hier in der Gegend nicht. Hotels ab 250,-€ aufwärts die Nacht, kein Problem, aber da bin ich zu geizig für. Also zumindest, wenn es um einen Roadtrip geht.

Die Wettervorhersage ist totaler Schitt, Gewitter und Sturm sind angesagt. Irgendwann zwischen 23:00 und 06:00 Uhr. Dem Regenradar zu Folge kommen da zwei Felder durchgezogen.

Geschlagene 40 Minuten brauchen wir, um etwas brauchbares zu finden. Hierbei wurden alle gängigen Portale genutzt. Preiswert war entweder Mist oder belegt. Die Laune wurde bei den ersten Regentropfen und der immer noch herrschenden Hitze nicht besser. Wir waren echt kurz davor unser Zelt einfach irgendwo aufzuschlagen.

Ein brauchbares airbnb wurde dann aber doch noch gefunden. Eben schnell gebucht, Adresse ins Navi, schließlich weiß ich ja jetzt, wie es geht. Und dann ab die Post, 14 Kilometer sind machbar, selbst um die Uhrzeit.

Wir kommen an, finden die Adresse und ich gehe auf die Suche nach dem Eingang, Hintertüre, angeblich mit Schlüsseltresor und einen Pin habe ich auch. Also rein zur Türe und die Treppe rauf. Fuck 4 Etagen Altbau, eine Treppe die kaum breiter ist als meine Schulter. Ja ich habe halt nicht die Statur des durchschnittlichen Franzosen.

Ich also rauf, das erste Schloss gefunden, Zahlen rein, ohne Brille eine tolle Idee, als jemand von drinnen die Türe öffnet und mich begrüßt. Blöderweise ist das ein Mieter, der das Zimmer bis Freitag gebucht hat. Er geht mit mir noch eine Etage rauf, zeigt mir den nächsten Schlüsseltresor.

Also nochmal, Zahlen rein, aber nichts, das Ding geht nicht auf. Ich wieder runter, da drinnen kein Empfang zu telefonieren ist. Treppe wieder runter. Anrufen, auf einem Mix aus Französisch und Englisch erklären was da nicht geht.

Er schickt mir gleich eine Anleitung, 2 Minuten soll ich bitte warten. Natürlich habe ich verstanden, dass er in 2 Minuten da wäre. Also warte ich brav 10 und schaue dann auf mein Handy, kann ja schon mal Emails checken. Da plöppt ne SMS auf mit der Anleitung drin. Ok, andere Zahlen, also wieder rauf gestapft, schön brav noch in den Moppedklamotten, die Sauce läuft mir schon den Ar... runter und tropft so langsam in die Stiefel.

Wieder nichts. Also den Quatsch mit Google Übersetzer kopiert und unten mit der Brille in Ruhe gelesen. Mittlerweile haben wir um 19:00 Uhr immer wieder fallen Tropfen und mein Erholungsfaktor ist auf -17 gefallen.

Ich will nicht mehr, ich kann nicht mehr, ich habe Hunger. Ne ich bin nicht allein hier, Iris steht die ganze Zeit tapfer bei den Moppeds und passt auf.

Während ich das in Ruhe hier lese, stelle ich fest, dass in der Bestätigung und der SMS ein ganz andere Adresse steht. So jetzt aber rüber zur richtigen Adresse, 120 m Fußweg sollen es sein. Ein Pin für die Haustür, einer für den Schlüsseltresor. Ich gehe rein, erste Etage, kein Schlüsseltresor, zweite Etage, wieder nichts. Ich also wieder raus, setzte mich auf die Treppe und lese alles nochmal in Ruhe.

Haustüre, leerer Briefkasten ohne Adresse, wo soll der sein? Ahh, hier auf der Rückseite, ein anderes Treppenhaus. Da ist doch echt ein Schlüsseltresor drin, die Pin passt, jetzt den Schlüssel rausholen, die Treppe rauf, zum Glück ist nur eine halbe Etage.

Die Tür geht auf und ein echt schnuckeliges Appartement erwartet uns. Das Heraufbringen der Sachen ist dennoch eine Qual. Vier Mal müssen wir gehen, dann ist endlich alles oben.

Schnell was trinken und dann schauen, wo es noch etwas zu Essen gibt. Mittlerweile ist es 20:00 Uhr und wir haben beide echt die Nase voll. Ein Döner, zwei Bier für mich, kalte Cola für Iris und morgen sieht die Welt bestimmt wieder anders aus.

Es regnet noch nicht, während ich hier auf der Terrasse sitze und schreibe. Aber was nicht ist wird sicherlich noch. Morgen geht's dann weiter Richtung Spanien, kürzeste Strecke wären 550 km. Regnen soll es laut Vorhersage auch, also werden wir wahrscheinlich einfach Strecke machen.

PS: heutige Kilometer keine Ahnung, irgendwas um die 270 Kilometer müssten es gewesen sein.