Rückweg, das heißt meistens wehmütig in die Vergangenheit schauen

aber auch mit Freude in die Zukunft blicken, wo es als nächstes hingehen kann

Unser Hotel, ok, man kann es wohl eher als ein klassisches Motel bezeichnen. Eine Tankstelle, daneben eine Bar und ein Shop. Die Werkstatt auf der anderen Seite und drüber ein paar Zimmer. Aber es ist super gepflegt, sauber und vor allem leise.

Frühstück gibt es auch. Der Kaffee ist gut, heiß und stark. Wir sind echt früh dran. Um kurz vor Neun sitzen wir startklar auf den Bikes. Noch Tanken, Getränke und Snacks einkaufen und dann geht es weiter Richtung Norden, also Richtung Heimat.

Ein wenig wollen wir noch Slowenien genießen, bevor wir uns daran machen müssen Kilometer zu schrubben. Das Socatal, eine alte Militärstraße auf einem Bergrücken, ein wenig Schotter und dann bis Österreich den ein oder anderen Pass.

Den Start soll eine Schotterstraße durch die Wälder und Hügel kurz hinter Logatec machen. Der Weg sieht nicht viel befahren aus, daher presche ich vor und gucke mal. 300 oder 400 m alles super. Der Anfang noch gepflastert, danach dann ein einfacher Schotterweg. Ich drehe um und hole Iris.

Wie fahren gemeinsam rauf. Einen guten Kilometer, dann links und der Weg wird eher ein Waldweg, aber fest. Noch ist alles gut. Einige hundert Meter weiter zeigt das Navi ein Abweichung von der Route. Dazu kommt, dass der Weg immer schlechter und weicher wird.

Das ist nichts, also mal wieder zurück. Drehen im Wald ist angesagt. Mittlerweile klappt das echt gut. Vorderrad immer Bergauf, so dass die Schwerkraft beim rückwärts rollen hilft. Aber Spaß macht es scheinbar immer noch nicht, zumindest guckt Iris nicht so.

Naja, also heute wohl kein Schotter, schade. Die Straße, die TomTom als Alternative verschlägt ist aber auch toll. Nicht zu breit, nicht zu schmal, etwas für einen schönen Kurvenswing. Dritter oder vierter Gang, schön geschmeidig, mal nach rechts und mal nach links gewedelt.

So macht Mopped Fahren Spaß. Iris kommt auch so langsam in den Flow. So cruisen wir die erste Stunde durch Slowenien. Die Temperaturen steigen und jeder weiß, schwitzen am Hintern reduziert die Belastbarkeit. Also müssen mehr Kaffeepausen her. Zum Glück ist das hier kein Problem, alle Nase lang gibt es hier eine Bar.

Dieser wirklich gute Cappuccino für kleines Geld wird uns echt fehlen. Aber so ist es ein Grund wieder einmal hier her zu fahren. Eigentlich ist es überall schön, wenn man sich drauf ein lässt. Alles was nicht alltäglich ist, wird mit besonderer Aufmerksamkeit betrachtet. Oft vergessen wir was vor der Haustür ist, weil man es nicht mehr registriert. Umso schöner ist es sich daran zu freuen, wenn man nach einer Reise wieder da ist.

Nun aber zurück zu unserer Tour heute. Wir nähern uns Tolmin, hier haben wir auf dem Hinweg bereits geschlafen. Ganz in der Nähe ist eine schöne alte Militärstraße, von der aus man bei guter Sicht, das Meer sehen kann. Leider bleibt uns diese Aussicht verwehrt. Wir sehen nicht einmal die Berge auf der anderen Seite des Tals, geschweige denn die jurischen Alpen.

Die Straße können wir dennoch genießen. Es ist angenehm kühl hier oben. 23 °C, eine leichte Brise, so kann man es aushalten. Nach einer kleinen Pause graut es uns schon davor, wieder runter ins Tal zu kommen. Beim letzten Kaffee unten waren es bereits 31 °C, fahren macht da keinen Spaß mehr.

Naja, der Gedanke an das Sočatal ist aber so verlockend, dass wir runter fahren. Mit jedem Meter, den wir tiefer kommen steigt die Temperatur. Ich denke wir müssen später mehr als einmal halten und die Getränke nachfüllen.

Gute 40 km durch das Tal, bevor es wieder auf einen Pass geht. Der Übergang von Slowenien nach Italien, oben an dem Abzweig zum Mangart, hat irgendwie keinen Namen, zumindest finde ich keinen. Aber schön zu fahren ist er dennoch.

Auf der italienischen Seite, der Abfahrt, ist es nicht wirklich kühler, es ist schwül, drückend. Eine Abkühlung muss her. In Tarvis eine kleine Gelateria gesucht und dort dann ein Eis und einen weiteren Cappuccino geordert. Hmm, lecker. Kaffee, Eis, das können die Italiener wirklich.

Als wir weiterfahren, kommen wir an einer kleinen Gaststätte vorbei, in der wir vor ein paar Wochen mit den Jungs nach dem Schottern Essen waren. Die Spaghetti Cabonara war da wirklich gut. Hunger haben wir keinen, eigentlich wollen wir nur zum Hotel, Sachen ausziehen, duschen, chillen.

Bis nach Matrei soll es ja gehen, das Hotel noch schnell gebucht, direkt an der Felbertauernstraße, also kein Umweg.

Jetzt aber erst einmal den Nassfeldpass rauf. Eine schöne kleine Straße, nicht sehr anspruchsvoll, aber schön zu fahren und auch die Landschaft kann sich sehen lassen. Vor uns ein Italiener in einen kleinen Lieferwagen. Der braucht meist die ganze Straße, aber ich schaffe es dran vorbei. Als Iris ansetzen will, fährt er mal wieder in die Mitte, also kein vorbeikommen.

Ich entscheide mich die freie Straße für mich zu nutzen und fahre mein Tempo und meinen Stil da rauf, knappe 10 km ist die Auffahrt lang. Es ist ein Traum, keine Autos vor mir, wenig Gegenverkehr. Einfach nur genießen und Lucia laufen lassen.

Zwischendurch merke ich, dass die Enduroreifen bei den Temperaturen doch schnell an ihre Grenzen kommen und anfangen zu schmieren. Der Spaß bleibt dennoch vorhanden.

Oben auf der Passhöhe warte ich. Nicht lange, denn Iris hat es geschafft den Italiener zu überholen. Eine weitere Pause nehmen wir uns, bevor es wieder in den Kochtopf Tal geht. Die Luft steht, Abkühlung gibt es keine. Uns graut vor dem Tal. Aber es nützt nichts, wir müssen. Nur noch 4 Tage bis unsere jüngste Tochter heiratet. Verlängern ist also keine Option.

Also auf geht's, weiter. Noch gute 100 km vor uns. Wir fahren, retten uns von Trink- und Popopause zur nächsten. Der Plöckenpass, jetzt ist nicht mehr weit. Unten angekommen, ein weiterer kurzer Stopp. Neue Getränke kaufen, es ist schon wieder alles weg.

Das Navi zeigt noch 46 Kilometer. Also Endspurt, sozusagen. In der Ferne sieht es bedrohlich aus, die Wolken hängen tief und bei uns würde ich sagen fahren wir mitten in eine Regenfront. Aber hier ist es diesig, schwül, heiß, aber trocken.

Die Felbertauerstraße, noch 10 km, dann sind wir da. Bei Kilometer 4, die ersten Regentropfen, aber nicht viel. Es tröpfelt als wir vor dem Hotel stehen. Es sieht gespenstisch aus. Alles zu, dunkel, keine Autos. An der Türe ein Zettel, Hotel geschlossen, andere Zettel sagen, bitte hier anrufen, wenn keiner da ist.

Uns schwant nicht gutes. Unter dem Vordach gucke ich nach der Reservierung. Ja, alles bestätigt, sollte also passen. Ich wähle die erste Nummer, nur die Mailbox. Die zweite, nicht vergeben. Langsam wird es nicht mehr lustig. Wir schauen nach einer Alternativen. Etwas weiter unten ist preislich sinnvoll noch was zu haben. Also buchen, runter fahren und später den Mist klären.

Das Gästehaus ist toll, ein herzlicher Empfang. Leider gleichzeitig die Info, dass das Gasthaus nebenan, in dem wir Essen gehen wollten, leider genau heute Ruhetag hat. Irgendwie ist heute der Wurm drin. Naja das bekommen wir auch noch hin. Eben auspacken, dann wieder ins Tal Essen gehen, dann aber Feierabend.

Gesagt, getan. Beim Schreiben sitze ich mit einem Bier auf dem Balkon und schaue dem Sonnenuntergang zu. Wenn ich hier so lese, war es doch ein guter Tag. Ein wenig anstrengend, aber gut.

Heute weitere 320 km näher an daheim. Der Urlaubsticker ist bei 4.186 km angekommen. Ab morgen heißt es dann Kilometer machen. Ich denke zu schreiben gibt es dann nicht mehr viel. Hier heißt es dann Strecke machen um pünktlich zu Hause zu sein.

Im September geht es wieder auf Tour, wohin? Wir wissen es nicht.

Start ist diesmal in den Vogesen, wo wir uns zum jährlichen Kurvenräubern treffen werden. Danach etscheidet die Wettervorhersage.

Ich könnte mir aber wieder einmal Südfrankreich als Ziel vorstellen. Baden im Meer, Sonnenuntergänge und Wundervolle Landschaften und Schluchten, ach herrlich.

Vorfreude ist doch eine der schönsten Freuden.