Die Abzweigung beschreibt die Auffahrt zum Refugio Alpe Soglia. Es ist eine Sackgasse, soviel hatte ich vorher schon einmal geschaut. Also rauf, hoffentlich oben etwas essen und trinken und danach wieder runter. Hmm, eine deftige Jause. Schinken, Käse, frisches Brot und dazu eine leckere Fruchtschorle. Ich konnte es vor meinem geistigen Auge schon sehen.
Die ersten Kilometer sind Asphalt, kleine Sträßchen kaum breiter als ein Auto. Es rollt ganz gut, es geht immer weiter rauf. Der Belag wechselt, eine einfache Schotterstraße. Erst feine kleine Steinchen, dann immer gröber, aber alles fester Untergrund.
An einer Gabelung mitten im Wald stehen Schilder, die ich nicht verstehe. Die Straße ist gesperrt aber bis zum Refugio wohl passierbar, irgendwas mit Motocross und Quad. So zeigen es die Bilder auf dem Schild. Im modernen Zeitalter, wo das Handy alle Sprachen beherrscht, sollte das doch kein Problem darstellen.
Also Mopped aus, Handy raus und auf das Schild gehalten. Hmmm, scheinbar kann der Google Übersetzer hier auch nicht helfen, da kommt immer nur Mist raus. Zum Eintippen des ganzen Textes bin ich auch zu faul. Ich frage lieber jemanden am Wegesrand. Er antwortet in einem gebrochenen Englisch etwas in der Richtung „versuch es doch einfach“.
Na dann wollen wir mal schauen, wer zuerst schlapp macht, Lucia oder mein Kopf. Je höher ich komme desto anspruchsvoller wird der Weg. Anfangs habe ich noch einen kleinen Suzuki Jeep vor mir, der winkt mich aber bald vorbei.
Da wusste ich aber auch noch nicht was mich erwartet. Vereinzelt kommen mir ein paar Mountainbiker entgegen, einmal sogar eine kleine Gruppe. Alles Fahrer auf Enduros und Fullys, einige schütteln den Kopf und zeigen den Weg rauf. Ich interpretiere das mal zu meinen Gunsten.
Es läuft, trotz dass der Weg immer ausgesetzter wird. Die Querstämme schauen gute 20 cm aus dem Belag, Bremswellen mit Kanten von 25 cm sind oft dahinter. Der Schotter hat mittlerweile gute 5 - 15 cm Durchmesser und liegt auf losen Sand. Es gibt immer wieder Abschnitte, wo nur lose Steinplatten auf dem Sand liegen.
So langsam muss ich schauen, dass ich die Traktion verbessere. Je loser der Untergrund, desto weniger Luft im Reifen - auch wieder etwas, was ich aus YouTube Videos mitgenommen habe. Das hat mir aber auch die Erfahrung beim MTB fahren gezeigt.
Ich halte an, Luft rauslassen, vorne 2,0 bar, hinten 2,4 bar. Das sollte passen. Immerhin waren vorher 2,4 vorne und 2,8 hinten drauf. Lucia kämpft, oder ich, eigentlich wir beide - das Display ist das reinste Mäusekino, irgendwas blinkt immer. Die Traktionskontrolle ist aus, Fahrmodus auf Offroad. Trotzdem ist es ein permanentes Spiel mit Gas und Kupplung. Serpentine um Serpentine kämpfen wir uns weiter. Das ist kräftezehrend, so anstrengend hatte ich mir das nicht vorgestellt.
Immer wenn ich eine Chance zum Anhalten habe, etwas trinke oder einen Happen esse, komme ich ins Grübeln. Weiterfahren oder doch umdrehen? Der Blick fällt immer wieder aufs Navi. Mittlerweile nur noch 6 Kehren, dass muss doch gehen. Es wird immer steiler, der Untergrund immer loser. Immer wieder versetzt das Hinterrad oder das Vorderrad stellt sich quer. Zack, abgewürgt. Schnell die Hinterradbremse treten, nur vorne bremsen? Da passiert schon lange nichts mehr, das Rad blockiert und rutscht nur.