Daheim ist‘s auch schön
Das letzte Stück bis daheim.
Ich schlafe echt gut, was sicherlich nicht nur am Alkohol liegt. Gegen halb acht ist die Nacht dann aber doch vorbei, die Toilette ruft. Ich stehe auf, ziehe mich an und gehe runter in die Küche. Manfred hatte angeboten, dass ich die Kaffeemaschine anschmeißen könne. Aber ich war um die Uhrzeit mit der Technik überfordert (ich habe den Hauptschalter nicht gefunden).
Nachdem ich abends keine Zeit hatte meinen täglichen Bericht zu schreiben, habe ich mich nun hier am Küchentisch hingesetzt und angefangen zu tippen. Ich bin aber nicht wirklich weit gekommen als Manfred dann ebenfalls im Türrahmen steht. Der erste Kaffee kann also kommen.
Zum Frühstück sind Manfreds Tochter und ihr Freund auch schon wieder fit. Wir essen zusammen und quatschen noch etwas. Nach einer Weile fange ich dann an meine Sachen zusammen zu packen. Die letzte Fahrt steht an.
Wir verabschieden uns gegen 10:00 Uhr und Lucia und ich machen uns auf den Weg. Tanken und dann auf die Autobahn. Es soll noch am Vormittag anfangen zu regnen. Daher beschließe ich mich doch recht zügig in Richtung Norden zu bewegen. Gute 370 km sind es bis daheim.
Unterwegs ist es wieder einmal mehr als langweilig. Die Autobahn ist auch relativ leer. So geht es wirklich fix voran. Die ersten 2 Stunden ist es trocken, so dass ich auch mal von der Autobahn runterfahren und ein wenig Landstraße genießen kann. Ich drehe sonst bestimmt noch durch. Ein wenig Abwechslung tut da gut.
Das Navi zeigt mir an, dass es noch 176 km verbleibend sind, als es anfängt zu regnen. Zum Glück kommt in 3 km eine Raststätte. Da kann ich die Regenklamotten anziehen.
Als ich die Sachen gerade aus der Tasche am Sturzbügel raushole, kommt ein Roller angefahren. Der Fahrer steigt ab und schimpft auf Italienisch irgendetwas vor sich hin. Er schaut mich an, nickt und gibt mir zu verstehen, dass er das Wetter nicht mag.
Wir kommen ins Gespräch. Er bietet mir etwas von seinem Grana Padano an: kleine Würfel und ein Stück Brot. Er möchte nach Schweden, Bekannte besuchen und fährt nun den zweiten Tag im Regen. Er hat da keinen Bock mehr drauf. Als er dann ebenfalls seine Regensachen anzieht, schimpft er schon wieder auf Italienisch vor sich hin. Wir schauen uns an und müssen beide anfangen zu lachen.
Knappe 10 Minuten später fahren wir gemeinsam auf der Autobahn in Richtung Köln. Ohhh, das Navi meldet einen Stau und da sehe ich auch schon die ersten Bremslichter und Warnblinkanlagen. Ich soll hier von der Autobahn runter, aber ich kann das Blaulicht weiter vorne schon sehen. Hier runter fahren lohnt sich definitiv nicht. Ich wollte ihm noch zeigen, dass der Stau da vorne bereits zu Ende ist, aber da hat er schon den Blinker gesetzt, er winkt noch mal kurz und ist weg. Naja, vielleicht sieht man sich ja nochmal.
Der Stau und stockende Verkehr kostet mich dann knappe 15 Minuten, danach rollt es wieder flüssig. Leider hört der Regen nicht mehr auf.
Es wird langsam kalt, diesig und von Spaß bin ich meilenweit entfernt. Ich denke an Kaffee und eine warme Dusche. Kilometer für Kilometer geht es weiter nach Hause. Die Abfahrten und deren Reihenfolge kennt man ja auf den letzten Kilometern. Jetzt runter von der Autobahn und dann noch die letzten 20 km Landstraße.
Ich habe Glück und rolle noch vor der Rushhour her. Wenige Autos auf den Straßen, so kommt man wenigsten gut voran.
Um 15:20 Uhr stehe ich vor meinem Carport und steige von Lucia ab. Der Urlaub ist nun wirklich vorbei. Erst einmal rein gehen und ein wenig aufwärmen. Einen Kaffee trinken, Augen zu machen und ein wenig die letzten 2 Wochen Revue passieren lassen.
Ausräumen hat Zeit. Das Zelt hänge ich morgen unter dem Carport auf und die Sachen in den Koffern rennen auch nicht weg. Das Wichtigste hole ich noch schnell raus. Aber jetzt erst einmal den Kopf ankommen lassen.
Kennt ihr das, wenn ihr zwar auf eurem Sofa sitzt, sich aber alles in euch noch nach Reise anfühlt? Man sitzt da, schließt kurz die Augen und da schießt es einem durch den Kopf: „Moment, du musst ja noch Campingplatz suchen und das Zelt aufbauen“, aber wenn man die Augen wieder öffnet sieht man, dass man das ja gar nicht braucht.
Bei mir sind es manchmal nur ein paar Stunden, aber ich bin auch schon morgens aufgewacht und habe erst einmal überlegt, ob ich noch tanken muss oder direkt losfahren kann. Oder dass man lauscht, ob es regnet uns sich freut, wenn es still ist, weil man dann in Gedanken das Zelt trocken wegräumt.
Wann es wieder auf Tour geht weiß ich nicht. Aber ich weiß, dass ich wieder Reisen und euch teilhaben lassen werde.