Und heute? Man kann gerade mal die Tretboote erkennen, danach nur noch graue Suppe. Und dennoch spazieren die Leute rund um den See. Ob die wissen, dass es im Tal keinen Nebel gibt? Aber irgendwie ist es dennoch schön hier.
Der Nebel über dem See erzeugt eine seltsame Atmosphäre. Es ist nicht gespenstisch oder so. Ich ertappe mich, dass ich auch mit meinem Kaffee am Ufer entlanglaufe. Links das Wasser, rechts Wald. Auf beiden Seiten kann man vielleicht 5 bis 10 m weit gucken. Je weiter ich mich vom Parkplatz weg bewege, desto ruhiger wird es.
Das ist es, was es hier so angenehm macht. Der Nebel schluckt einfach alle Geräusche aus der Umgebung. Stille herrscht. Vereinzelt ein paar Vögel. Aber selbst die sind gedämpft, irgendwie weit weg. So mag ich das. Ich trolle ein wenig auf den Wegen entlang bis der Kaffee leer ist. Dann drehe ich langsam um und gehe zurück in Richtung Lucia.
Aufgewärmt geht's dann weiter. Zunächst ein Stück zurück. Ich beschließe lieber etwas durch die Täler zu fahren. Dort ist es wärmer und auch der Nebel hängt wesentlich weiter oben in den Bergen. Ich nehme nun eher die kleinen Straßen runter ins Tal. Unten angekommen stelle ich fest, dass ich im Murgtal bin. Hier kommen viele Dörfer und Schilder, die ich noch von der Trans-Schwarzwald her kenne.
Das waren noch Zeiten, als ich mich hier mit 300 anderen Mountainbikern 5 Tage über die Trails gequält habe. Aber ich erinnere mich gerne an die Zeit zurück. Das waren tolle Erfahrungen.
Nun bin ich hier mit dem Mopped unterwegs. Da ergeben sich dann ganz andere Perspektiven. Man hat mehr Zeit für die Landschaft. So fahre ich über feinste Schwarzwälder Sträßchen. Oft fahre ich gar nicht durch die Täler selbst sondern ein wenig oberhalb an den Hängen entlang. Der Blick auf die Bäche und Dörfer im Tal und gleichzeitig auf die Berge auf der anderen Talseite.
Leider wird das Cruisen hier durch die Geschwindigkeits-reglementierungen beeinträchtigt. Kilometerlang 30 km/h, wo sich für mich kein Grund zu ergibt. Bäume, Felder, sonst nichts. Zwischendurch sind Schilder für Wanderwege. Man hat das Gefühl, dass motorisierte Biker nicht wirklich erwünscht sind. Das fühlt sich seltsam an. Straßen, die für Motorräder gesperrt sind und Geschwindigkeitsbeschränkungen, die nur für Biker gelten.
Ob die sich bewusst sind, dass Biker auch Gäste sind die Geld in die Hotels und Restaurants bringen? Oder ist es gewollt, dass die wegbleiben, oder sollen die alle durch andere Gäste ersetzt werden?
Ich weiß es nicht. Auf der französischen Seite, den Vogesen, dem Zwilling des Schwarzwaldes, fühle ich mich eher willkommen. Vielleicht ist das aber auch nur mein Bauchgefühl, was sich da in den Vordergrund drängt.
Nach einer guten Stunde Cruisen lässt sich hier sogar die Sonne vereinzelt mal blicken. Aber so ganz will der Himmel nicht aufreißen. Die Temperaturen klettern in die obere Hälfte des Zehnerbereichs, immerhin auf 16°C.
So kann es noch was weiter gehen. Immer wieder ergänze ich die Route um weitere kleine Umwege, Manfred muss halt noch ein wenig warten. Aber der hat auf seinem Zwiebelkuchenfest bestimmt auch so genug zu tun. Es ist weiterhin wenig los, daher bleibt der Spaßfaktor auch entsprechend hoch.
Der Wecker zeigt langsam in Richtung zwei Uhr und ich mache mich dann doch in Richtung Ehningen. Kurz nach halb drei bin ich dann da. Manfred ist scheinbar unterwegs, zumindest sehe ich ihn nicht. Neben mir hält ein Wagen und ich werde auf schwäbisch angeschwätzt ob ich mitfahren möchte. Da ist er ja! Es ist herrlich, was für ein tolles Wiedersehen.
Das Fest ist echt gut besucht, trotz des eher bescheidenen Wetters. Da Manfred ja im Organisationsteam ist, ist er gut eingebunden. Dennoch finden wir einiges an Zeit, um zu quatschen. Blasmusik und ich werden zwar nie echte Freunde werden, aber so im Hintergrund und an so einem Tag geht es schon. Ich muss allerdings dazu sagen, dass ich absolut unmusikalisch bin. Ich habe in der dritten Klasse an dem Triangel bereits versagt und wurde vom Musikunterricht befreit.
Ich lerne eine Menge neuer Menschen kennen und muss sagen, die Schwaben mögen geizig sein, aber extrem gastfreundlich. Es ist ein echt toller Nachmittag hier. Und der Zwiebelkuchen, dem das ganze Fest gewidmet ist, ist echt gut. Der könnte auch mal ein CBF-Treffen wert sein.
Die Zeit verfliegt einmal wieder und um kurz nach sieben sind dann fast alle Besucher weg. Ich hatte mich bereits bei den ersten Gesprächen mit Manfred angeboten beim Abbauen zu helfen. Es ist schön anzusehen, dass alle mit anpacken und helfen.
Gute zwei Stunden später ist das gesamte Zelt leergeräumt und das meiste wieder an seinem Lagerplatz. Mit Anhängern und Traktoren wird alles weggebracht. Die Dekoration, Tische und Stühle, Musikinstrumente, Bühnentechnik, alles mit System eingepackt. Eine echt tolle Orga und Hilfe die alle einbringen.
Nachdem wir nicht mehr wirklich etwas machen können, fahren wir zu Manfred nach Hause. Jetzt noch eine Kleinigkeit essen und dann ein Bier. Zeit zu reden bleibt heute definitiv noch genug. Es wird wieder spät, oder eher früh, als wir ins Bett gehen. Morgen ist nur noch Heimreise angesagt. Je nach Wetter nur über die Autobahn düsen. Mal schauen wie es wird.
Morgen geht es dann die letzte Etappe mach Hause. Dann ist der Urlaub echt vorbei.