Ich halte immer wieder an um mich in der Sonne aufzuwärmen. Das Shirt hole ich trotzdem nicht raus. Warum nicht? Ich habe keine Ahnung, wahrscheinlich ist das mittlerweile Altersstarrsinn, oder so etwas. Die Straßen, alles nur kleine Backroads, sind oft nicht breiter als 2 m, wenn sie die überhaupt sind. Ich mag solche Straßen auf denen man oft nur 35 - 50 km/h fahren kann.
Nach guten 50 km kam ich aus dem Nationalpark heraus und fuhr über Hochebenen und leichte Hügel. Die Landschaft erinnert mich an zu Hause.
„Rückweg“ kommt es mir in den Sinn. Ist es schon so weit? Muss ich echt wieder nach Norden? Es sind doch noch 6 Tage und nur gute 1.200 km, ohne Umwege. Dazu kommt aber, dass es ab dem WE kälter und nasser werden soll. So rolle ich durch die Dörfer und hänge meinen Gedanken nach.
Irgendwann fällt mir auf, dass ich kaum in der Lage bin auch nur eine Kurve anständig zu fahren. Geradeaus, dass gibt es hier aktuell nicht. Ich merke dann, dass es nicht an meiner Fahrtechnik oder Blickführung liegt sondern am Wind. Der hat so zugenommen und ist so böig mit wechselnden Richtungen, dass es fast unmöglich ist anständig zu fahren. Also Speed runter und mehr konzentrieren, so geht's einigermaßen.
Die meisten Dörfer sind hier mit den klassischen Steinhäusern gebaut und wirken oft rund um eine Kirche gebaut. Mittlerweile gibt es aber auch viele kleine Dörfer mit modernen Architekturen aus Holz, Beton oder mit verputzten Fassaden. Die wirken allesamt irgendwie fehl am Platz.
Man nimmt die nicht so selbstverständlich wie bei uns wahr, eher als Fremdkörper. Seltsam, wie einem das zu Hause normale, hier falsch vorkommt.
Der Wind nervt, die Kälte auch. Ich werde schlecht gelaunt. So etwas kenne ich eigentlich nicht von mir, nicht im Urlaub, nicht auf Tour.
Ich halte an, suche mir ein Plätzchen was Wind geschützt und sonnig ist. An einem kleinen See. Angler sitzen drum herum, reden und diskutieren. Ich nehme mein Baguette, meinen Käse, etwas zu trinken und setze mich ans Ufer.
Die Zeit verrinnt. Keine Ahnung 30 oder 45 Minuten, es ist egal. Als ich mich wieder aufs Mopped setze, ist meine Laune wieder gut, alles weg. Der Wind scheint auch nachzulassen, auch wenn wir nur 19°C haben. Es lässt sich aushalten, ist sogar angenehm.
Ich mag diese kleinen Straßen, wo man das Gefühl hat, bei den Leuten fast durch das Wohnzimmer zu fahren. Ich wurde in einer anderen FB-Gruppe gefragt, welche Regionen und Orte man sich denn hier anschauen müsse? Ich antworte darauf immer gerne, dass alle Orte sehenswert sind, vor allem die, wo wenig oder gar keine Touristen hin gehen. Da erlebt man ein Land und die Leute so wie sie sind.
Langsam geht es wieder in Richtung des nächsten Nationalparks. Mittlerweile bin ich in der Ardèche angekommen. Hier sehen die Wälder wieder einmal anders aus.
Viele Eichen, gemischt mit Kiefern, anders als bei uns oder in den vom mediterranen Klima geprägten Landschaften der letzten Tage.